Medienpaket I

Mehrsprachigkeit und Schule

Sprache gehört für uns zum Alltag. In der Regel denken wir nicht darüber nach, wie Sprache funktioniert, wenn wir sie „gebrauchen“. Egal ob wir selbst sprechen oder ob wir zuhören, unsere Sprache arbeitet in Sekundenbruchteilen. Unsere Sprache folgt dabei bestimmten Regeln, d.h. einer Grammatik. Interessant ist, dass wir über diese Regeln nicht erst nachdenken müssen. Wir wenden sie einfach an, wenn wir sprechen und zuhören. In der Sprachwissenschaft spricht man hier von einem sogenannten „impliziten Sprachwissen“, d.h. wir wenden dieses Wissen an, obwohl wir es nur mühsam explizit machen können.

Oder können Sie auf Anhieb erklären, wie man in dem Satz „Jasmin gibt ihrer Freundin ihr Smartphone.“ nach dem Dativobjekt fragt? Aber genau vor diesen Herausforderungen stehen wir, wenn wir eine neue Sprache lernen wollen. Es geht also um den Erwerb impliziten Sprachwissens. Zugegeben, das klingt ganz schön abstrakt. Umso beeindruckender, dass vor allem Kinder diese Aufgabe scheinbar mühelos meistern. Daher wollen wir Ihnen in diesem Medienpaket die Gegenstände „Sprache“ und „Spracherwerb“ etwas näherbringen und vor allem wollen wir Ihnen aufzeigen, dass Sprache ein System hat – keine Angst, es wird nicht um die Bestimmung von Dativobjekten gehen.

Dieses Medienpaket hat aber noch einen weiteren Schwerpunkt: das Thema Mehrsprachigkeit. Mehrsprachigkeit gehört für uns zum Alltag. Die meisten Menschen sprechen mehrere Sprachen. Mehrsprachigkeit sollte daher die Normalität sein. Allerdings scheint es in der Gesellschaft eine Art Doppelmoral zu geben: Auf der einen Seite sollen in der Schule Fremdsprachen gelernt werden, aber die Mehrsprachigkeit, die die Schüler*innen von Zuhause aus mitbringen, weil sie z.B. zu Hause mit der Familie Albanisch sprechen, wird in der Schule nur selten als „Benefit“ bzw. Potential wahrgenommen. Aus diesem Grund wollen wir uns im Rahmen des Medienpakets mit dem Thema Mehrsprachigkeit näher beschäftigen und schauen, welche Rolle Mehrsprachigkeit in der Schule spielt.

Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle, warum wir dieses Medienpaket „Sprachprofile“ genannt haben. Nun, als Lehrkraft steht man vor einer Klasse mit dem Ziel, bestimmte Inhalte zu vermitteln und Handlungskompetenzen aufzubauen. Wir sprechen zwar hier immer von „einer Klasse“, aber letztlich setzt sich diese Klasse aus Kindern und Jugendlichen zusammen, die für sich über individuelle sprachliche Fähigkeiten verfügen und somit ein eigenes Sprachprofil haben. Für die Gestaltung eines sprachbewussten Unterrichts ist es daher gut, die Sprachprofile der Schüler*innen zu kennen. Und um die Sprachprofile eines Kindes bzw. eines Jugendlichen einschätzen zu können, bedarf es Wissen um Sprache, Spracherwerb und Mehrsprachigkeit.

Bevor es losgeht …

Wir empfehlen Ihnen, die Bearbeitung dieses Medienpakets mit einer Reflexion der folgenden Leitfragen zu beginnen.

  1. Was weiß ich bereits über die Themen MehrsprachigkeitSpracheSpracherwerb und sprachliche Heterogenität im Kontext von Schule 
  1. Welche inhaltlichen Erwartungen habe ich an das Medienpaket? Welche Fragen habe ich zu den Themen? 

  2. Was möchte ich nach der Bearbeitung des Medienpakets wissen und können? 

Zur Reflexion eignet sich das Anlegen eines sogenannten Lernprotokolls. Gern können Sie dafür unsere Vorlage nutzen. Nehmen Sie sich für die Beantwortung der Fragen ruhig ein paar Minuten Zeit.

Wenn Sie mit der Bearbeitung des Medienpakets fertig sind, nehmen Sie das Lernprotokoll noch einmal zur Hand. Schauen Sie auf Ihre Antworten und überlegen Sie, ob Ihre Erwartungen erfüllt wurden, was Sie gelernt und welche weiterführenden Fragen Sie eventuell haben.

Bevor Sie nun gleich mit der Bearbeitung des Medienpakets beginnen, können Sie hier bei Bedarf noch etwas über die Inhalte und Ziele des Medienpakets sowie über die von uns empfohlene Bearbeitung erfahren.